Mitterdorf

Einwohnerzahl:
1535
davon männlich: 761
davon weiblich: 774
Alle Angaben Stand: 01/2006*
*Quelle Stadtverwaltung Roding  

Mitterdorf „Luftbildaufnahme um 1973“

Mitterdorf ist durch den Regenfluss von Roding getrennt und war bis zur freiwilligen Eingemeindung in die Stadt Roding zum 1.1.1972 eine selbständige Gemeinde. Der Ort soll Ende des 9. Jahrhunderts gegründet worden sein. Neuzeitliche Funde bezeugen eine weit ältere Besiedlung. Die Gemeinde bestand ursprünglich aus 2 Ortschaften (Mitterdorf und Oberdorf), fünf Weilern (Gstetten, Kronwitt, Nassen, Oberkreith u. Bahnhof) und vier Orte wurden als Einöden bezeichnet (Angermühle, Bahnposten b. km 35, Heide u. Riebeisenmühle). Bei der Erschließung des neuen Baugebietes „Untere Au“ im Sommer 2007 fanden Archäologen an mehreren Stellen Gegenstände und sonstige Überreste, die dort vor ungefähr 3000 bis 4000 Jahren von Menschen benutzt wurden.

Gewerbegebiet Oberkreith, Teilansicht

Struktur der ehemaligen Gemeinde war rein bäuerlich geprägt. Die Bewohner waren überwiegend in der Landwirtschaft tätig. Aus den spärlichen Erträgen mussten sich die Familien ernähren. Die größten Arbeitgeber waren die Deutsche Reichs- bzw. Bundesbahn und die Kalksandsteinfabrik am Bahnhof. Ein erwähnenswerter Broterwerb waren im Sommer die Waldbeerenernte und das Hopfenzupfen in der Holledau. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich nach und nach krisenfeste Handwerks- und Gewerbebetriebe an und schufen sichere Arbeitsplätze. Die landwirtschaftlichen Kleinbetriebe verschwanden. Heute gibt es nur vereinzelt größere Bauern, die alle Flächen bewirtschaften. Neben dem großem Gewerbegebiet in Oberkreith mit rd. 1500 Arbeitsplätzen haben sich entlang der Kreisstraße zum Bahnhof mehrere Unternehmer niedergelassen und weitere Arbeitsplätze geschaffen. Nicht nur die Einwohnerzahl vermehrte sich um das Vielfache, auch die Zahl der Wohnhäuser stieg von ursprünglich rd. 150 auf knapp 500; alleine im Ortsteil Oberkreith von 13 auf über 40. Aus den enorm angestiegenen Steueraufkommen konnte die

Grundschule Mitterdorf, Teilansicht

Gemeinde längst fällige Baumaßnahmen realisieren. Gemeindewege und Gemeindeverbindungsstraßen wurden asphaltiert, der Wasserleitungsbau und die Kanalisation konnten realisiert werden. Noch vor der Eingemeindung erhielt Mitterdorf eine Grundschule, zeitgleich einen Kindergarten mit Spielplatz und später ein modern ausgestattetes neues Feuewehrgerätehaus. Mit dem Bau der Umgehungsstraße B 85 musste 1962/63 die Kreisstraße von Mitterdorf über Oberkreith nach Strahlfeld und Oberdorf am Bahnhof verlegt werden. Nachdem die Deutsche-Bahn in Roding die Güter- und später auch die Personenabfertigung eingestellt hatte, kaufte die Stadt Roding das Bahnhofsgebäude, und die Bahnstation hat nur noch eine geringe Bedeutung. Von den ursprünglich vorhandenen zwei Brauereien, vier Lebensmittelgeschäften und vier Wirtshäusern sind nur noch zwei bzw. drei Gaststätten verblieben. Hinzu kamen zwei Großmärkte, zwei Geldinstitute, ein Elektrogroßbetrieb, Kfz.-Werkstätten, einige selbstständige Lebensmittelhersteller und mehrere kleinere Handwerksbetriebe unterschiedlicher Sparten. Vom Wallfahrtsort Heilbrünnl, der um 1630 wieder entstanden ist, sind zahlreiche Heilungen dokumentiert. Aus verschiedenen Orten pilgern jährlich mehrere Wallfahrergruppen zur Heilbrünnlkirche.

Hochwasser 2002 in Mitterdorf

Am 27.9.1866 hatte eine große Brandkatastrophe den Ort Mitterdorf zum großen Teil in Schutt und Asche gelegt. Teile der Gemarkung Mitterdorf sind oftmals durch das Hochwasser vom Regenfluss überflutet worden und haben große Schäden ange-richtet, letztmals 1993 und 2002. 1859 verkaufte der Revierförster Peter Enderlein sein Wohnhaus, das heutige Forsthaus, an den Bayerischen Staat, um ein eigenständiges Forstamt zu errichten. Die Angermühle, die bereits 1273

Grotte am Heilbrünnl

erstmals urkundlich erwähnt wurde und die Riebeisenmühle haben ihren Mahlbetrieb längst eingestellt. Zu der 1873 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Mitterdorf etablierten sich weitere Vereine: Am 28.1.1933 der Brieftaubenverein „Gut Flug“, 1954 der Obst- und Garten-bauverein und der Schützenverein „Waldeslust“ am Bahnhof, 1963 die SpVgg Mitterdorf mit einem eigenen Sportheim, mehreren Sportabteilungen und zwei Sportplätzen, 1972 die Wanderfreunde Roding-Mitterdorf, 1978 der Burschenverein Mitterdorf, der die Erhaltung des Brauchtums pflegt, wie u.a. das Aufstellen des Kirtabaums und Abhalten von Faschingsveranstaltungen und die Faschingsgesellschaft, die fast jährlich eine Prinzengarde präsentiert. Der Zweckverband „Mitterdorfer Gruppe“ sichert die Wasserversorgung auch für aus-märkische Orte. Heute ist Mitterdorf ein wachsender Ort mit ständig steigender Einwohnerzahl, und der Obst- und Gartenbauverein ist fortwährend um die Ortsverschönerung tätig, vor allem im neu entstehenden Dorfzentrum bei der Schule und dem Feuerwehrgerätehaus.

→ Zurück